Berglauf Europameisterschaften Kamnik 8.7.

Andi berichtet:
Kamnik in Slowenien war uns noch in guter Erinnerung von den Berglaufweltmeisterschaften im Jahr 2010, die für Andrea so erfolgreich mit der Goldmedaille geendet hatten. Nun sollten also die Europameisterschaften auf der gleichen Strecke ausgetragen werden. Eine sehr anspruchsvolle Strecke mit 1.000 Höhenmetern auf ca. 8,4 km. Und weil es uns schon damals so gut gefiel in Kamnik, beschlossen wir auch diesmal wieder, ein wenig Urlaub und Training zu verbinden und fuhren 2 Wochen vor dem Wettkampf für 1 Woche nach Kamnik, um die Strecke zu inspizieren, zu trainieren und uns auch die Gegend ein bisschen anzuschauen.

Das Trainingslager:

7 Tage verbrachten wir in Kamnik in einer kleinen Pension mitten im Zentrum des hübschen Orts ca. 15 km nördlich von Ljubljana und am Fuße der Kamniske Alpe (Steiner Alpen). Stein bei Krain hieß das Städtchen (viel) früher einmal und ist wirklich sehenswert. Sehenswert ist auch die Velika Planina, eine Hochebene, auf die die laufstrecke führte. 7 Mal liefen wir die Wettkampfstrecke, ein paar kleine Zusatztrainings kamen noch dazu, sodass Andrea auf mehr als 10.000 Höhenmeter kam in dieser Woche und ich immerhin auch auf 9.000. Ich musste ja auch fest trainieren, denn es gab wieder ein Open Race im Rahmen der EM. Es blieb aber auch genug Zeit, um ausgiebig durch Kamnik zu spazieren, die Velika Planina zu erkunden, Ljubljana zu besuchen, ein Interview mit dem slowenischen Fernsehen zu absolvieren, mit dem Veranstalter zu plaudern (der in Privatinitiative und mit viel Herzblut und einer großen Menge eigenem Geld diese EM organisiert!) und einen Ausflug in den Süden ans Meer nach Muggia mit einer tollen Wanderung durch ein Flussbett in den slowenischen Karst zu machen. Das Training lief im Großen und Ganzen sehr gut, allerdings waren auch ab und zu ein schwächerer Lauf dabei. Andrea spürte noch immer die Nachwirkungen ihres Radsturzes, und obwohl sie ihn schon überwunden glaubte, war die Form noch nicht so stabil wie gewohnt. Trotzdem waren wir zufrieden mit unserem Trainingslager und haben die schöne Zeit sehr genossen.
Unten einige Beweisfotos:

(See attached file: 01 Unsere Pension in Kamnik.jpg)(See attached file: 02 Frühstück.jpg)(See attached file: 03 Blick aus dem Fenster.jpg)(See attached file: 04 Kamnik damals.jpg)(See attached file: 05 Blick in die Schlucht der Kamniska Bistrica.jpg)(See attached file: 06 Die Quelle der Kamniska Bistrica - 6 Grad Wassertemperatur.jpg)(See attached file: 07 eiskaltes Trinkwasser.jpg)(See attached file: 08 Andrea -.jpg)(See attached file: 09 - trainiert.jpg)(See attached file: 10 - und gibt ein Interview.jpg)(See attached file: 11 auf dem Gipfel.jpg)(See attached file: 12 die Velika Planina.jpg)(See attached file: 13 Buttermilch gibt Kraft.jpg)(See attached file: 14 talwärts mit der etwas abenteuerlichen Seilbahn.jpg)(See attached file: 15 Kamnik.jpg)(See attached file: 16 Kamnik und Andrea.jpg)(See attached file: 17 in Ljubljna.jpg)(See attached file: 18 Ausflug in den Karst.jpg)(See attached file: 19 Wasserfall am Ende des Flussbetts.jpg)(See attached file: 20 in Muggia.jpg)(See attached file: 21 am Hafen.jpg)(See attached file: 22 Abend in Muggia.jpg)

Die EM:

Knapp 2 Wochen später machten wir uns erneut auf den Weg nach Kamnik, diesmal ins offizielle Teamquartier in Snovik, 10 km entfernt, wo wir Donnerstag Abend ankamen und noch kurz auslaufen gingen. Am Freitag besichtigten wir nur den oberen Teil der Strecke, die wir ja bereits gut kannten.

Samstag frühmorgens war ich als allererster dran: 5.30 Uhr aufstehen, eine fast übermenschliche Leistung, und um 7 Uhr stand ich an der Startlinie des Open Race, das über den gleichen Kurs ging wie das Männerrennen. Nach dem ersten fast flachen Kilometer war ich ca. an 25. Stelle, dann wurden die Turbostarter langsamer und ich machte einige Positionen gut. Bei km 2,3 wurde es erstmals steil, über eine Forststraße gelangten wir nach ca. 4,5 km zum Damenstart. Mittlerweile war ich schon an 8. Stelle. Die Strecke wurde bald immer steiler und zwischen dem 7. und 8. km kam ein nicht enden wollendes unfassbar steiles Steilststück, das ich aber recht gut bewältigte. Ich konnte noch 3 Läufer überholen und war schon 5. Von hinten kam einen halben km später ein Konkurrent näher, aber ich konnte ihn mit gleichmäßigem Tempo auf Distanz halten.

Nach einem kurzen Bergabstück (70 Höhenmeter) wurde es wieder steiler und 3 km vor dem Ziel erreichten wir die Almenlandschaft der Velika Planina. Kurz davor hatte mich ein anderer Läufer eingeholt und in weiterer Folge ziemlich stehen gelassen. Er hatte sich seine Kräfte optimal eingeteilt. Nach einem flachen Stück kamen wir zur letzten Steigung - mit vollem Einsatz kämpfte ich mich hinauf und brachte meinen 6. Platz ins Ziel. 1:18 Stunden hatte ich gebraucht und war damit sehr zufrieden. Nur 2 Minuten langsamer als vor 7 Jahren bei der WM und den Abschnitt der Damenstrecke hatte ich knapp 2 Minuten schneller bewältigt als bei meinem besten Training.

Nun hatte ich fast 3 Stunden Zeit bis zu Andreas Auftritt. Ich rief sie an und gab ihr die letzten Informationen von der Strecke durch. Dann bezog ich meinen Posten ca. 3 km vor dem Ziel und wartete gespannt. Endlich sah ich aus dem Wald eine Läuferin auftauchen - aber es war nicht Andrea! Die Schweizerin Maude Mathys näherte sich mit schnellen Schritten und danach kam lange niemand. Erst eineinhalb Minuten später tauchte die nächste auf, und es war wieder nicht Andrea, sondern die Engländerin Sarah Tunstall. Ich fürchtete schon, dass Andrea aufgegeben hatte oder gar gestürzt war, aber dann kam sie zum Glück doch, etwa 30 Sekunden nach der Britin an der dritten Stelle. Sie sah sehr angestrengt aus, ganz blass im Gesicht, und es war klar, dass sie heute gar keinen guten Tag hatte. Ich feuerte sie aus Leibeskräften an, rannte los und versuchte, über eine kleine Abkürzung noch einmal auf sie zu treffen. 2 km vor dem Ziel sah ich Andrea noch einmal, sie kämpfte, der Abstand war aber etwa gleich geblieben. Ihr Vorsprung auf die Viertplatzierte war ausreichend groß, sodass die Bronzemedaille abgesichert war, nach vorne konnte sie jedoch nichts mehr gutmachen. Nach 51:43 min erreichte sie als Dritte das Ziel. Obwohl eine EM-Medaille normalerweise ein Grund zur Freude ist, war Andrea tief enttäuscht. Sie hatte ihre Leistung heute überhaupt nicht bringen können, war gerade einmal so schnell gelaufen wie im Training und musste ausgerechnet im Steilstück, ihrer größten Stärke, die spätere Siegerin ziehen lassen. Wir haben lange über die Ursachen nachgedacht, die eine oder andere Erklärung gefunden, aber so richtig klar war uns nicht, was an diesem Tag passiert war. Vor allem der große Rückstand von mehr als 2 Minuten auf die Siegerin gab uns zu denken. Dass diese vor kurzem noch eine Dopingsperre abgesessen hatte, machte die Sache auch nicht besser.

Trotzdem versuchten wir, die mit viel Liebe toll organisierte Veranstaltung in der wunderbaren Umgebung und den ausklingenden Tag mit flower-ceremony, Siegerehrung und Abschlussfeier zu genießen, was uns nach der ersten Enttäuschung doch noch ganz gut gelang.

Und beim Nachdenken und Analysieren reifte in Andrea dann der Entschluss, es dieses Jahr ganz entgegen der Planung auch bei der Bergauf-bergab-Weltmeisterschaft in Premana/Italien zu versuchen. Und so stand schon bald für uns eine weitere Reise auf dem Programm und berichtmäßig war für mich schon klar wie er lautet, der Titel vom nächsten Kapitel...
01 EM Kamnik 01 Unsere Pension in Kamnik 02 EM Kamnik 02 Frühstück 03 Blick aus dem Fenster 03 EM Kamnik 04 EM Kamnik 04 Kamnik damals 05 Blick in die Schlucht der Kamniska Bistrica 06 Die Quelle der Kamniska Bistrica - 6 Grad Wassertemperatur 07 eiskaltes Trinkwasser 08 Andrea - 09 - trainiert 10 - und gibt ein Interview 11 auf dem Gipfel 12 die Velika Planina 13 Buttermilch gibt Kraft 14 talwärts mit der etwas abenteuerlichen Seilbahn 15 Kamnik 16 Kamnik und Andrea 17 in Ljubljna 18 Ausflug in den Karst 19 Wasserfall am Ende des Flussbetts 20 in Muggia 21 am Hafen 22 Abend in Muggia jquery html lightboxby VisualLightBox.com v6.1